Von Nutzern erstellte Inhalte als Merkmal von Web 2.0

Web 2.0 - jeder spricht davon, aber niemand weiß was konkret damit gemeint ist. Eine eindeutige Definition existiert nämlich nicht. Schlimmer noch, die Interpretation des Begriffes kann sehr unterschiedlich sein. Die Lösung könnte sein, Web 2.0 als "user-generated content" zu verstehen.

Web 2.0 – jeder spricht davon, aber niemand weiß, was konkret damit gemeint ist. Eine eindeutige Definition existiert nämlich nicht. Schlimmer noch, die Interpretation des Begriffes kann sehr unterschiedlich sein.

Gut zeigt sich das am Beispiel eines Interviews im IBM-Podcast „Developer Works“ mit Tim Berners-Lee, einem der Gründungsväter des Internets schlechthin. Berners-Lee wurde gefragt, ob er das Web 2.0 auch als neue Kollaborationsform sieht, die auf die Verbindung der Menschen abzielt, im Gegensatz zum Web 1.0, dessen Ziel es gewesen sein soll, Computer zu vernetzen und Informationen bereitzustellen. Seine Antwort war:

„Totally not. Web 1.0 was all about connecting people. It was an interactive space, and I think Web 2.0 is of course a piece of jargon, nobody even knows what it means. If Web 2.0 for you is blogs and wikis, then that is people to people. But that was what the Web was supposed to be all along.“

O’Reilly, der dem Begriff Web 2.0 zum Durchbruch verhalf, gibt zu:

„But there’s still a huge amount of disagreement about just what Web 2.0 means, with some people decrying it as a meaningless marketing buzzword, and others accepting it as the new conventional wisdom.“

Wenn man dem Phänomen Web 2.0 nachgehen will, ist die Website oreilly.com eine wichtige Quelle. In einem Artikel beschäftigt sich O’Reilly damit, was Web 2.0 ist und welche Kernkompetenzen ein Unternehmen haben muss, um sich mit diesem Wort schmücken zu dürfen. Er zählt auf:

  • Dienste mit kosteneffektiver Skalierbarkeit und keine Paketsoftware, womit Software gemeint ist, die in einem gewissen Archivformat verpackt ist und installiert werden muss
  • Kontrolle über einzigartige, schwer nachzubildende Datenquellen, welche wertvoller werden je mehr Leute es nutzen
  • vertrauensvolle User als Mitentwickler
  • Verbindung kollektiver Intelligenz
  • Erreichen des „Long Tail“, womit Möglichkeit zur Monetarisierung selbst für Nischenprodukten gemeint ist, mittels Bildung von Communities
  • Erstellung von Software über die Grenzen einzelner Geräte hinaus
  • Leichtgewichtige User Interfaces, Entwicklungs- UND Geschäftsmodelle.

 Für Martin Fisch und Christoph Gscheidle, die die Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2008 präsentierten, war das Internet noch vor ein paar Jahren durch „Passivität“ gekennzeichnet. Mit dem Web 2.0 ist hier ein grundlegender Wandel eingetreten. Web 2.0 ist „Mitmachnetz“ und zeichnet sich durch die „vielfältigen Möglichkeiten der Partizipation“ und „einfachen Handhabbarkeit“ aus. Als bekannte Mitmachangebote werden Wikipedia, MySpace, StudiVZ und YouTube aufgezählt. Die Web 2.0-Anwendungen werden mit den „klassischen Formen der aktiven Beteiligung“ verglichen. Wobei zu den „klassischen Formen“ Chats, E-Mail, Instant-Messaging-Dienste, Newsgroups und Gesprächsforen gezählt werden.

Diese Differenzierung zwischen Web 2.0 und „klassischen Formen“ halte ich allerdings für etwas problematisch. Es wird nämlich nicht erörtert, wie man auf diese Unterscheidungen kommt. Es werden sechs Angebotsformen des Web 2.0 gelistet: 1. Virtuelle Spielwelten, 2. Weblogs, 3. Wikipedia, 4. Bilder- und Videocommunitys, 5. Soziale Netzwerke/Communitys und 6. Soziale Lesezeichensammlungen. Ein übergeordnetes Differenzierungsmerkmal kann damit aber nicht benannt werden. Gerade das wäre aber die Aufgabe einer Sozialwissenschaft.

Meine Lösung ist, nur jene Anwendungen als Web 2.0 zu begreifen, die es erlauben „user-generated content“ bereitzustellen und wo dieser Content auch im Mittelpunkt steht. Internetanwendungen also, deren Interaktivität sich dahingehend beschränkt, dass die User nur aus dem Inhalt wählen, selbst aber nichts beisteuern können, sollen als klassische Internetdienste eingeordnet werden. Klarerweise ergeben sich mit diesem Schema ebenfalls Probleme, da es viele „Mischformen“ gibt. Wie zum Beispiel klassifiziert man demnach Nachrichtenseiten mit Kommentarfunktion? Solche Typen würde ich daher als klassische Internetdienste mit Web 2.0-Komponente kategorisieren. Problem dieser Differenzierungsmethode ist wiederum, dass Blogs zwar auch die meisten Inhalte vorgeben, allerdings immer und sicher auch korrekt als Web 2.0 bezeichnet werden. Trotzdem scheint mir die grobe Kategorisierung von Web 2.0 als „user-generated content“ am sinnvollsten.

Trotz alledem bleibt dieser Begriff diffus, eine genaue Kategorisierung ist nicht möglich. Web 2.0 scheint doch primär ein Marketingschlagwort zu sein und nur deshalb im allgemeinen Sprachgebrauch, weil es für die Beschreibung der derzeitigen Entwicklung im Internet an einer brauchbaren Alternative mangelt.

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