Hier eine kurze Zusammenfassung zu
Latzer, Michael (1997): Mediamatik. Die Konvergenz von Telekommunikation, Computer und Rundfunk. Opladen: Westdt. Verl.
In seinem Buch postuliert Latzer, dass es einen Transformationsprozess im Kommunikationssektor gibt. Aus der Konvergenz von Telematik (Informatik + Telekommunikation) und Rundfunk entwickelt sich die Mediamatik. (vgl. Latzer, 1997: S. 16) Dabei macht Latzer anfangs klar, was Konvergenz nicht ist:
- Konvergenz ist nicht gleich Fusion
- Konvergenz ist nicht Substitution sondern Transformation
- führt nicht nur zur Integration sondern auch zu Desintegration
- kein additiver Prozess
- Konvergenz ist nur in Zusammenhang mit Liberalisierung und Globalisierung verstehbar
- Es gibt Gegenbewegungen
- Reregulierung könnte Thema sein (vgl. ebd.: S. 17)
Kurz erwähnt Latzer auch die Kondratieff-Zyklen, also die Theorie der „langen Wellen“. Ausgangspunkt der langen Wellen sind Paradigmenwechsel und damit verbunden Investitionen in Innovationen. „Hat sich die Innovation allgemein durchgesetzt, verringern sich die damit verbundenen Investitionen drastisch und es kommt zu einem Abschwung. In der Zeit des Abschwungs wird aber schon an einem neuen Paradigma gearbeitet.“ (Wikipedia, 2013) Nachdem die letzten Wellen von Chemie- und dann Automobilindustrie geprägt waren, seien jetzt die Informationstechnologien an der Reihe.
Paradigmenwechsel
Latzer möchte nicht mehr und nicht weniger als ein neues Paradigma anstoßen, das er „soziotechnisches Paradigma“ nennt (vgl. ebd.: S. 22). Während bisher Vorstellungen entweder von einem gesellschaftlichen Determinismus ausgingen, der neue Technologien anstoße oder von einem technischen Determinismus, der die Gesellschaft verändert, will Latzer beide Ansätze miteinander versöhnen. Dabei sollen das Wechselspiel zwischen Technik und Gesellschaft bzw. zwischen Gesellschaft und Technik hervorgehoben werden.
Latzer kritisiert auch die Wortschöpfung „Informationsgesellschaft“ als Mythos. Wenn schon, dann wären wir im Post-Information-Zeitalter, das sich durch
- Entwicklungen zur Artificial Intelligence
- Virtual Reality
- und einen allgemeinen Konvergenztrend
auszeichnet (vgl. ebd.: S. 40). Es gibt auch Überlegungen dahingehend, dass es ein „First Media Age“ gab, dominiert von linearen Massenmedien, während sich jetzt nicht lineare, diffuse und vielfältige Kommunikationsdienste durchsetzen. Diese Dienste bilden das „Second Media Age“ (vgl. ebd.: S. 52f).
Rundfunk und Telekommunikation
Die Trennung von Rundfunk und Telegrafie/Telefonie hatte wirtschaftliche und politische Gründe, nicht aber zwingend technische Gründe. Mit der Konvergenz verschwimmen traditionelle Industriesektoren, genauso wie nationale Grenzziehungen obsolet werden. Auf Seite 61 präsentiert Latzer seine sehr bekannt geworden Grafik, nach der bis 1970 die Sektoren Telekommunikation (analog), Computer (digital) und Rundfunk (analog) getrennt waren. Seit 1970 gibt es eine Verschmelzung von Telekommunikation und Computer zur Telematik (digital) und seit 1980 verschmelzen elektrische Medien und Telematik und bilden die Mediamatik (digital). Von diesen Trends sind auch die Print-Medien betroffen, die mit der Liberalisierung auch im Rundfunk tätig wurden.
Daraus entstehen Mediamatik-Industrien, bestehend aus TK-Unternehmen, RF- und Film-Firmen, KATV, Verleger, Computerfirmen, Unterhaltungselektronik-Firmen, Softwarefirmen. (vgl. ebd.: S. 63)
Kennzeichen der Konvergenz
Unzertrennlich mit der Konvergenz verbunden sind:
- Globalisierung
- Liberalisierung
- Re- und Neuregulierung
- Reorganisation
- Privatisierung
- Harmonisierung
Die Konvergenz spielt sich dabei auf 3 Ebenen ab:
- unternehmensbezogene (Firmen-)Ebene
- funktionale Ebene (Dienste)
- technische Ebene (Netze) (vgl. ebd.: S. 75)
Zur technischen Ebene meint Latzer: „Im Idealfall ist jede Form der Informationsübertragung über jedes Netz möglich.“ (Latzer, 1997: S. 76) Der zweite Konvergenzschritt spielt sich auf der funktionalen Ebene ab. Es kommt auf eine Überschneidung der Diensteebene. Dabei gibt es aber auch Konvergenzhemnisse zu beachten, wie unterschiedliche Firmenkultur, Regulierungen (line-of-business, cross-media Restriktionen uä.) sowie institutionelle Reformresistenz (vgl. ebd.: S. 76ff).
Technikentwicklungen
Latzer macht auch klar, dass Technikentwicklungen oft falsch eingeschätzt wurden. Beginnend bei Johann Gutenberg, der glaubte, sein Buchdruck diene vorrangig der Schönschreibung. Oder das Telefon, mit dem man anfangs Musik und Nachrichten übertragen wollte, während man das Radio für die Individualkommunikation vorsah (vgl. S. 112f).