Franz Kafka: Eine Interpretation seiner Erzählung „Die Verwandlung“

Kafkaesk ist schon ein selbstständiges Adjektiv geworden und meint eine Sache, die auf rätselhafte und unheimliche Weise bedrohend wirkt oder einfach skurril ist. Und genau so waren auch die Erzählungen von Franz Kafka. Nicht anders ist es bei "Die Verwandlung". Ich habe mich an eine Interpretation gewagt.
Die Verwandlung von Franz Kafka
Die Verwandlung von Franz Kafka.

Franz Kafka wurde 1883 in Prag geboren und war ein „Literatur-Besessener“. Seine Werke rühren aber meistens von seinem seelischen Notstand her. Er schrieb sich alles von der Seele. Auch „Die Verwandlung“ bildet da keine Ausnahme. In dieser Erzählung finden wir viele Ansätze die auf Parallelen Gregor Samsas mit Franz Kafka hinweisen. Kafka selbst bestätigte, dass seine Heldenfigur oft Ähnlichkeiten mit ihm aufweise, doch bei Georg Samsa sei das anders. Doch die Erzählung widerspiegelt klar die Gefühlswelt von Kafka. Schon der erste Satz führt uns in eine völlig irrationale Welt: „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt.“ Solch ein Ungeziefer kann in der bürgerlichen Welt der Familie Gregor Samsas nicht überleben und muss zwangsläufig ein Leben als Einzelgänger fristen. Genauso misslang es Kafka sich in die bürgerliche Welt zu integrieren. Er hatte ein Leben lang ein gestörtes Verhältnis zu Frauen und entwickelte sich ebenfalls zum Einzelgänger. Kafka gehörte zur deutschsprachigen, jüdischen Minderheit in Prag. Er fühlte sich of allein gelassen und von seinen Mitmenschen missverstanden. Sehr deutlich wird das im Werk, als Georg Samsa versucht dem Prokuristen seine Lage zu erklären, um einen Rauswurf zu verhindern, aber er bringt nur unverständliche Wörter hervor. Damit ist er verurteilt die Menschen zwar zu hören, doch hat er keine Mittel seine Gefühle auszudrücken.

Schwierige Vater-Sohn-Beziehung

In der Erzählung gibt es aber neben Gregor Samsa noch eine Figur die uns aufmerksam werden lässt, nämlich die Figur des Vaters. Dieser zeichnet sich in der Novelle vor allem durch seine Brutalität gegenüber Gregor aus. So verletzt er ihn schwer, als er Gregor in sein Zimmer zurückdrängen will: „(…) Unerbittlich drängte der Vater und stieß Zischlaute aus, wie ein Wilder. (…) und so begann er unter unaufhörlichen ängstlichen Seitenblicken nach dem Vater, sich nach Möglichkeit rasch, in Wirklichkeit doch nur sehr langsam umzudrehen.“ Die beklemmende und fast unerträgliche Spannung ist leicht nachzuempfinden. Nicht anders ist es hier Kafka mit seinem Vater ergangen. Denn auch er musste sein Leben lang unter der Bevormundung seines tyrannischen und engstirnigen Vaters leiden, der nie Verständnis für Kafka zeigte und immer unzufrieden mit ihm war. So zerstörte er kontinuierlich das Leben Kafkas und behinderte seine Entwicklung massiv. In einem Brief an seinen Vater schrieb Kafka: „Unverständlich war mir immer deine vollständige Empfindungslosigkeit dafür, was für Leid und Schande du mit deinen Worten und Urteilen mir zufügen konntest.“ Im Werk wird die Kaltblütigkeit des Vaters auch damit demonstriert, dass er Gregor nicht ein einziges Mal in seinem Zimmer besucht und ihn schließlich sogar mit Äpfeln beschießt.

Sinnloses Leben

Und es gibt noch einen autobiografischen Aspekt: Nach der Verwandlung Gregors wandelt sich seine Familie zum Besseren. Die finanzielle Hilfe vor der Verwandlung stellt sich im Nachhinein als kontraproduktiv heraus. Erst in der Not sind die Familienmitglieder gezwungen Verantwortung zu übernehmen und entwickeln sich dadurch weiter. Gregor Samsas Leben erscheint dadurch sinnlos, ja sogar nutzlos. Er muss „fortgeschafft werden“.

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