Allgemeines über das komplizierte Modulsystem und die Kurse habe ich schon Letztens gebloggt. Diesmal geht es über die Inhalte der Kurse und ich vergleiche mein Studium in Wien mit dem in Kopenhagen.
Was in Kopenhagen gelehrt wird
Das dänische „Film and Media“-Institut rühmt sich damit, dass der Master gänzlich in Englisch gemacht werden kann. In meinem Semester sind folgende englischsprachige Kurse zur Auswahl gestanden, wobei jeder 15 ECTS umfasste:
- Converging Media: Transmedia Discourses, Participatory Culture and Branding
- Contemporary European Cinema
- Contemporary Images of Women from a Cross-Media Perspective
- Evolutionary and Cognitive Film Theory
- The French New Wave
Anfangs habe ich Converging Media, Contemporary European Cinema und Evolutionary and Cognitive Film Theory besucht. Zusätzlich habe ich einen Academic English Course absolviert, der auch 15 ECTS gebracht hat. Angenehm war, dass man sich für die Kurse nicht vorab registrieren musste (außer dem Englischkurs) und den exchange students sogar empfohlen wurde mehrere Kurse zu besuchen und dann auszuwählen. Das ist auch kein Problem, da man sich für Prüfungen erst später im Semester anmeldet. Cognitive Film Theory habe ich bald aufgegeben, da es einerseits vorrangig um Psychologie ging und mir andererseits der Professor ein zu holpriges Englisch sprach. In Contemporary European Cinema ging es vor allem um den europäischen Film: Besucherzahlen, finanzielle Situation und Unterschiede zwischen europäischen Filmen und denen aus Hollywood waren die Hauptthemen. In Converging Media ging es um Medieninnovationen und die Fusion verschiedener Medien.
Universität Wien vs. Universität Kopenhagen
Ein großer Pluspunkt in Kopenhagen ist, dass vieles in Englisch angeboten wird. Leider ist das in Wien nur sehr selten der Fall. Vielleicht ändert sich das aber mit den neuen Professoren. In Dänemark ist man auch mehr oder weniger gezwungen in Englisch zu publizieren um eine größere Leserschaft zu erreichen, die deutschsprachige Scientific Community ist dagegen wahrscheinlich groß genug. Die Studierenden haben auf der Universität viele Freiheiten und das Klima ist sehr kollegial. Jeden Freitag gibt es zum Beispiel die so genannte „Friday’s bar“, wo sich die Studierenden am Abend auf der Uni treffen, trinken und feiern. (Übrigens: Reinigungskraft möchte ich auf der Kopenhagener Uni nicht sein)
Das sind sicher große Pluspunkte, ansonsten ziehe ich aber die Universität Wien definitiv vor. Die Schwerpunkte meines Studiums der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft gefallen mir mehr, in Kopenhagen liegen die nämlich auf Film. Außerdem ist das Studium in Wien klarer, übersichtlicher und einfacher strukturiert. (ja, wirklich!) Eine negative Erfahrung in Kopenhagen war zum Beispiel, dass man wirklich lange brauchte bis man überhaupt wusste was von einem konkret verlangt wird. Ich halte es auch für besser und fordernder, dass man in Wien ca. 3-5 Kurse besuchen muss um auf 15 ECTS zu kommen und nicht wie in Kopenhagen nur einen Kurs, auch wenn der umfangreicher ist. Nach meiner Einschätzung muss ein Wiener Publizistikstudent mehr leisten um seinen Magister zu erhalten, als ein Kopenhagener Student für seinen Master. (Wobei ich natürlich nach einem Semester keinen vollständigen Überblick habe.)
Fazit
Trotzdem muss man betonen: Wer nie im Ausland studiert hat ist selber Schuld. Wenn ich nicht viel Zeit in meinem Studium in Österreich verlieren würde hätte ich verlängert. Obwohl ich noch ein Monat in Kopenhagen sein werde blicke ich schon etwas wehmütig zurück. Unter Umständen war es das letzte Mal, dass ich nicht nur Urlaub in einem fremden Land mache sondern auch dort lebe. Ein Auslandssemester bereichert ungemein, man gewinnt neue Einsichten, erweitert seinen Horizont und es ist eine Gelegenheit aus seinen alten Mustern auszubrechen.